Brauchen wir in Deutschland eine „bundesweite Bildungsplattform für alle“? Und wie könnte diese aussehen?

Digitale Bildung ist auf dem besten Weg, eines der kommenden Wahlkampfthemen zu werden. Denn eigentlich alle Parteien haben dieses Thema weit oben auf ihrer Agenda stehen – und mehr als das: Der Koalitionsausschuss annoncierte kürzlich eine 500 Millionen Euro starke „Digitale Bildungsoffensive“ und eine Ausstattungsinitiative für Lehrkräfte. Wesentlicher Baustein ist dabei der „Aufbau einer bundesweiten Bildungsplattform, die einen geschützten und qualitätsgesicherten Raum für hochwertige digitale Lehrinhalte“ bereitstellt. Und weiter: „Diese Plattform soll zugänglich sein für alle Bildungsbereiche wie etwa der Erwachsenbildung, der Weiterbildung, der beruflichen Bildung und der schulischen Bildung.“

Viele (politische) Initiativen für Bildungsplattformen

Angesichts ambitionierter bildungspolitischer Ziele im Bereich der (beruflichen) Weiterbildung wurde seitens des BMBF bereits im Frühsommer 2020 der „INVITE – Innovationswettbewerb Digitale Plattform berufliche Weiterbildung“ ausgeschrieben (vgl. hierzu auch die Nationale Weiterbildungsstrategie der Bundesregierung). Invite soll einen „Beitrag zur Optimierung des digitalen Weiterbildungsraums der berufsbezogenen Weiterbildung (leisten). Dazu gehören die Vernetzung sowie die Weiterentwicklung von internetbasierten Plattformen, Applikationen und Diensten (z. B. Suchmaschinen) sowie die Entwicklung innovativer digitaler Lehr- und Lernangebote.“

Und schon im vergangenen Jahr entstand aus der CDU heraus das Konzept einer staatlich finanzierten Online-Weiterbildungsplattform namens MILLA („Modulares Interaktives lebensbegleitendes Lernen für Alle“). Avisiert wurde hier eine Art „Netflix der Bildung“, sprich ein zentrales Portal, das nutzerorientiert unterschiedlichste Bildungsformate und Angebote integriert, diese so personalisiert wie möglich zugänglich macht und darüber hinaus auch eine einheitliche Zertifizierung der persönlichen Kompetenzen und Bildungsleistungen erlaubt.

All diesen Vorschlägen liegt im Kern eine Idee zugrunde: Die rasch wachsende, dazu extrem vielfältige Welt der Online-Bildung einfach und möglichst zentral zugänglich zu machen – und zwar für alle, die an Bildung interessiert sind: ob Schüler*in oder Student*in, Azubi oder Angestellter*e etc.

Bislang keine zentrale digitale Bildungsplattform in Deutschland

Während heute für nahezu alle Dienstleistungsbereiche mehr oder weniger umfassende Plattformen im Netz existieren – seien es Spotify oder iTunes, eBay oder stepstone, immoscout oder blechnet –, konnte sich im so wichtigen Bildungsbereich bislang keine derartige Leit-Plattform etablieren. Stattdessen finden wir in allen Bildungssegmenten eine Vielzahl von Lösungen, von denen viele in Bezug auf Usability, Inhalte, Didaktik und Technologie eher auf dem Stand der 00er als der 20er Jahre sind. Dafür gibt es eine Reihe von Gründen, die man sich unseres Erachtens genauer anschauen sollte, bevor nun erneut mit großen finanziellen Aufwand und immensen Erwartungen eine zentrale Bildungsplattform konzipiert wird.

Dabei geht es uns keinesfalls darum, die Idee eines „Netflix für Bildung“ oder einer „Bildungsplattform für Alle“ im Lichte früherer Erfahrungen zu diskreditieren, sondern im Gegenteil darum, konstruktiv die Gestaltungsoptionen für ein zeitgemäßes Bildungs-Plattformmodell auszuloten. Denn es kann kein Zweifel daran bestehen, dass es dringend eine neue Lösung für Bildung und Qualifizierung braucht, um den gegenwärtigen industriellen Strukturwandel unseres Landes zu bewältigen.

Worin liegen also die besonderen Schwierigkeiten für die Umsetzung einer gemeinsamen Plattform für das Online-Lernen? Zu bedenken sind vor allem fünf Aspekte, die für den digitalen Bildungsmarkt prägend sind:

1. Immense Heterogenität an Formaten und Angeboten

Die Welt der digitalen Aus- und Weiterbildung ist schon immer extrem vielfältig in Bezug auf didaktische Konzepte und Formate. Sie reicht von Selbstlernprogrammen über virtuelle Klassenraumveranstaltungen, Blended Learning und „Flipped Classroom“ bis hin zu tutoriell betreuten Massen-Angeboten in Online-Kursen (MOOC). Von schlichten PowerPoint-basierten Vortragsaufzeichnungen über aufwändig produzierte Videotutorials, Simulationen, Online-Trainer bis hin zu Lernspielen und virtuellen 3D-Anwendungen und Augmented Reality Learning. Die Angebote sind teilweise tutoriell unterstützt und beinhalten alle möglichen Arten von Assessments und Tests sowie Gamification-Komponenten oder auch virtuelle Kollaborationsformate.

2. Hohe Technologiekomplexität und -vielfalt

Doch damit nicht genug, die heute bestehenden digitalen Bildungsplattformen sind meist sehr eng mit den jeweiligen Anforderungen ihrer Organisationen verbunden: So betreiben viele Unternehmen heute Bildungsportale, in denen neben Lernangeboten auch firmen- und personalbezogene Daten und Zertifikate verwaltet werden. Weiterbildungsanbieter nutzen hingegen oftmals Plattformen, die verknüpft sind mit CRM, Marketing, Abrechnung und vielen weiteren Prozessen. In den Schulen kommen wiederum Plattformen zum Einsatz, in denen aus sicherheits- und rechtlichen Gründen die Verwaltungsfunktionen einerseits von den Lernfunktionen andererseits streng getrennt sind – was es den Lehrkräften nicht immer einfach macht. Zu berücksichtigen sind obendrein lizenz- und urheberrechtliche Verschiedenheiten sowie unterschiedliche Anforderungen an Zertifizierungen, Prüfungen, Dokumentation und Abschlüsse. Kurzum: Die heutigen Plattform-Lösungen im Bereich der digitalen Aus- und Weiterbildung sind funktional extrem unterschiedlich.

3. Entgrenzung der formalen Bildung

Mit der voranschreitenden Digitalisierung der Bildung und nahezu endlosen Verfügbarkeit von Inhalten und Wissen auf unterschiedlichsten offenen Plattformen – angefangen mit Wikipedia über Youtube bis hin zu offenen MOOC-Plattformen –verschwimmen auch die Grenzen zwischen formalem und informellem Lernen. Immer mehr Menschen nutzen die Möglichkeit, sich autonom und „informell“ zu bilden – jenseits dessen, was ihnen „ihre“ Bildungsinstitution anbietet und was in starren Kursstrukturen und vorgegebenen Curricula vermittelt wird. Hinzu kommen neue, private Bildungsanbieter (z.B. Udacity, Google, HPI etc.), mit ihren ganz eigenen Leistungsnachweisen, „Micro-Credits“ und Zertifikaten. Diese werden übrigens in bestimmten Qualifizierungsfeldern, wie z.B. in der IT oder im Management oftmals sogar als „wertiger“ betrachtet als die klassischen (staatlichen) Bildungs-Abschlüsse. Diese, fast „anarchisch“ anmutenden Entwicklungen im Bereich des virtuellen Lernens sind kaum zu systematisieren, sie liegen häufig quer zu bestehenden Ordnungsstrukturen des Bildungssystems und oft auch jenseits bildungspolitischer Regulierung.

4. Föderalismus

Bildung ist – und bleibt sicherlich – „Ländersache“. Derzeit entwickeln und betreiben die 16 Bundesländer beispielsweise jeweils eigene Plattformen für Ihre Schulen – wobei fairerweise gesagt werden muss, dass es teilweise Kooperationen und zugleich auch Anstrengungen gibt, die Interoperabilität und Zugänglichkeit z.B. über gemeinsame Identity Management Lösungen auszubauen. Daneben gibt es bekanntermaßen den Versuch, eine bundesweite Schul-Cloud – im Sinne einer gemeinsamen cloudbasierten Infrastruktur für das digitale Lernen an Schulen – zu etablieren (https://hpi-schul-cloud.de/). Bislang stößt das Angebot bei vielen Ländern allerdings noch auf Zurückhaltung. Bei den Hochschulen sieht es nicht besser aus: Beispielsweise geben die mit hohem Aufwand entwickelten länderübergreifenden Bewerbungs- und Zulassungssysteme (wie Hochschulstart.de oder uni-assist.de) auch Jahre nach ihrem Start immer wieder Anlass zu Kritik und Klagen (https://www.jmwiarda.de/2019/11/19/zehn-jahre-lang-aufs-falsche-pferd-gesetzt/ oder https://www.jmwiarda.de/2020/09/28/wieder-%C3%A4rger-um-hochschulstart-de/). Die meisten größeren Hochschulen und Unis betreiben teilweise auch heute noch nebeneinander mehrere unterschiedliche Systeme für die Lehre und das Campus Management. Realistisch betrachtet wird sich an dieser Situation wenig verändern. In einem über weite Strecken staatlichen Bildungssystem mit vielen teil-autonomen Playern auf Länder- und Institionenebene werden sich immer – pädagogische oder organisatorische, technische oder kulturelle – Gründe finden, weshalb man „sein eigenes Ding“ macht, ja machen muss! Da Bildung, abgesehen von der Weiterbildung, in Deutschland kein Markt ist, werden auch marktlich-finanzielle Anreize hier keine Wirkung entfalten.

5. Bildung als Marke und Erfahrungsgut

Nicht zuletzt sind natürlich auch die etablierten Anbieter und Betreiber digitaler Bildungslösungen nicht unbedingt daran interessiert, ihre Inhalte über Plattformen anderer zugänglich zu machen. Dafür gibt es gute Gründe: Denn erfolgreiche Bildungsprodukte leben mehr als die meisten anderen Produkte und Dienstleistungen davon, dass sich ihre Nutzer auf ein bestimmtes Leistungs- und Qualitätsversprechen verlassen können. Bildung ist ja ein klassisches Erfahrungsgut: Wer gute Erfahrungen mit einem Kurs oder einem Lehrbuch gemacht hat, wird diesem Anbieter vermutlich auch künftig Vertrauen schenken. Dadurch entstehen enge und dauerhafte Kundenbindungen, Brands und Marken, die es z.B. den etablierten Schulbuch – oder Bildungsverlagen erlauben, über viele Jahrzehnte hinweg äußerst stabile Geschäftsbeziehungen aufrecht zu erhalten. Der „Dierke“ gehört ebenso zu unserer schulischen Bildungssozialisation wie der Thieme-Anatomie-Atlas zur Medizinerausbildung. Der Micro-Degree eines MIT-Online-Kurses hat eine andere Wertigkeit als das Online-Kurs-Zertifikat der Fachhochschule xy.
In der digitalen Musik- und Filmindustrie hat es Jahrzehnte gedauert, bis die unterschiedlichen Musikverlage auf gemeinsame Plattformen wie iTunes oder Netflix gebracht werden konnten. Im Bildungsbereich ist ähnliches noch nicht sichtbar – und es dürfte aufgrund der viel ausgeprägteren Markenidentitäten hier auch noch viel länger dauern.

Das Leitbild einer Bildungscloud sollte eher „Amazon“ als „Netflix“ sein

Angesichts dieser Voraussetzungen ist natürlich zu fragen, ob es überhaupt gelingen kann, ein gemeinsames Bildungsportal zu etablieren, das allen Interessierten einen möglichst einfachen und umfassenden Zugang zur Welt des Online-Lernens ermöglicht? Aus unserer Sicht heißt die Antwort: ja. Wobei wir allerdings – um dies vorweg zu nehmen – die Vorstellung eines „Bildungs-Netflix“ aus den oben genannten Gründen für irreführend halten. Besser geeignet erscheint uns hingegen das Leitbild „Amazon“.

Aus Sicht der Nutzer/innen wäre nämlich eine solche Bildungscloud – ähnlich wie Amazon – vor allem ein zentrales Eingangstor und zugleich ein virtueller Marketing- und Umschlagplatz für alle gängigen Weiterbildungs-Angebote und Dienstleistungen: Wer eine spielerische Lernapp für Vorschulkinder sucht, würde hier im Idealfall ebenso fündig, wie diejenige, die einen rechtswissenschaftlichen Online-Kurs in deutscher Sprache sucht. Die Suche nach einem BOOT-Camp für KI an der Uni x müsste ebenso möglich sein, wie die Buchung eines Gitarrenkurses oder einer Qualifizierung Datenschutzbeauftragte bei der Akademie y. Kernfunktionen einer solchen Plattform wären folgende:

  • Katalog mit intelligenter Kategorisierung und Suche
  • Einheitliche Präsentations- und Darstellungsformate
  • Vielfältige Feedback-, Bewertungsfeatures
  • Reservierung, Buchungs- und Bezahlfunktionen (eBusiness)
  • Online-Marketing
  • Rechte- und Nutzerdatenmanagement
  • Bereitstellung der übergreifenden Plattform-Intelligenz durch Assistenz- und Assessmentsysteme, Data-Mining, Data-Analytics, Prognostics etc.

Diese „Intelligenz“ könnte u.a. dazu führen, dass:

  • sowohl formell wie informell erworbene Kompetenzen automatisch überprüft, bewertet und zertifiziert werden könnten (eAssessment, Automated Grading);
  • Lernleistungen fälschungssicher dokumentiert und zertifiziert werden könnten (Blockchain);
  • der individuelle Wissens- und Kompetenzstand verlässlich eingestuft und erreichbare Lernziele definiert werden könnten (Machine Learning, Learning Data Mining);
  • personalisierte Empfehlungen (Recommendation), Tests und Lernangebote bereitgestellt werden könnten (Adaptive Learning);
  • niedrigschwellige Interaktionen mit intelligenten Tutoring Systemen (IST) in natürlicher Sprache (NLP) realisiert werden könnten;
  • sowohl individuelle als auch kollektive Qualifikationsanforderungen analysiert und prognostiziert werden könnten, um gezielte Anreize zu setzen oder bildungspolitische Maßnahmen einzuleiten (Learning and Predictive Analytics).

Eine derartige smarte Bildungs-Service-Infrastruktur würde es einerseits etablierten Anbietern erlauben, ihre Lösungen ganz oder teilweise auf dem „Bildungs-Amazon“ zu vermarkten und ggf. dort auch einen eigenen virtuellen Shop-in-Shop einzurichten. Andererseits könnten kleine oder neue Anbieter von der Reichweite und den bereits vorhandenen Service- und Marketingfunktionen dieser Plattform profitieren – und sich dabei ganz auf das eigene Bildungsprodukt konzentrieren.

Während das Leitbild „Netflix“ ein kohärentes und einfaches Bildungserlebnis innerhalb einer geschlossenen Anwendung suggeriert, wäre bei einer „Amazon-like“ Bildungscloud von vornherein klar, dass es sich im Kern um eine Transaktionsplattfom für Bildung und Wissen handelt – wobei das eigentliche Lernen in anderen, externen Anwendungen stattfindet. Dadurch würde die Eigenständigkeit, Dezentralität und Heterogenität etablierter Bildungsanbieter und Plattformen nicht angetastet. Allerdings müsste, wer auf dem gemeinsamen Portal sichtbar und „gehandelt“ werden wollte, bestimmte Voraussetzungen erfüllen:

  • Einhaltung und Nutzung bestimmter Standards für den Datenaustausch (Metadaten, Schnittstellen, APIs etc.)
  • Erfüllung definierter Service-, Sicherheits- und Qualitätskriterien
  • Gewährleistung rechtlicher und geschäftlicher Standards und Einhaltung entsprechender Regeln und Prozesse
  • Bereitstellung erforderlicher Daten und Informationen für Präsentation, Marketing, eBusiness und KI.

Die Bildungscloud könnte in Deutschland oder der EU gehostet sein. EdTech-Start-Ups könnten die Möglichkeit bekommen, neue Dienste in dieser der Cloud anzubieten und damit zu experimentieren. Außerdem sollte gerade in einem Land wie Deutschland, dessen Bildungssystem über weite Strecken staatlich geprägt und öffentlich finanziert ist, organisatorische und finanzielle Anreize geschaffen werden, damit nicht nur privatwirtschaftliche Bildungsanbieter, sondern vor allem auch öffentliche Bildungsinstitutionen die Möglichkeit bekommen, ihre Angebote auf der gemeinsamen Bildungscloud zu präsentieren und  zu vermarkten. So könnten z.B. länderspezifische Bildungspläne im Schulbereich oder auch Curricula für Ausbildungsberufe und staatlich geregelte Qualifizierungsbereiche in dieser Cloud als Ordnungsstruktur hinterlegt werden um dadurch beispielsweise Lehrenden den Zugriff auf entsprechende Angebote zu erleichtern.

Bildungs-Infrastruktur für vernetzte Dezentralität

Es sei an dieser Stelle darauf hingewiesen, dass die Autoren dieses Beitrags im Jahr 2018 die Machbarkeit einer (inter-)nationalen Hochschulplattform im Auftrag des Bundes geprüft haben. Dabei wurde der Vorschlag einer bundesweiten Plattform für den Hochschulbereich erarbeitet, bei der die dezentralen Angebote der Hochschulen über ein gemeinsames Portal zugänglich gemacht werden. Die Inhalte und Lernprozesse sollen in dezentralen Lösungen der jeweiligen Institutionen bzw. im Verbund betriebenen Lösungen integriert sein, die interoperabel zueinander sind und im Portal integriert sind. Spezialisierte Lösungen z.B. für Prüfungen und Tutoring-Services können dann gemeinsam angeboten werden und dadurch Ressourcen effizient genutzt werden. Das Konzept wurde mit den Ländern und dem Bund sowie Vertretern von Hochschulen abgestimmt und in weiten Teilen positiv bewertet. Zudem wurden auf der Basis erste Projekte für themenorientierte Bildungsportale gestartet und derzeit entwickelt – so für Künstliche Intelligenz und eGovernment. Daran beteiligen sich in Summe inzwischen über 50 Hochschulen mit zertifizierungsfähigen Online-Kursen. Gleichzeitig bieten sie diese auch dezentral ihren Studierenden als Teil ihrer Studiengänge an. Die Länderzuständigkeit und Hochschulautonomie bleibt so bestehen, die Angebote können aber zugleich bundesweit/international zugänglich gemacht und miteinander vernetzt werden.

Abschließend möchten wir unterstreichen, dass die dringend benötigten Innovationen im Bereich der digitalen Bildung hierzulande primär vor Ort in den Bildungsinstutionen selbst stattfinden müssen: Dezentralität, Agilität und Entscheidungsfreiheit sind hierfür unerlässlich. Wenn die Entwicklung einer gemeinsamen Bildungsplattform am Ende die Nebenwirkung hätte, dass die vielfältigen Player im privaten und öffentlichen Bildungssystem durch technische oder regulative Vorgaben und zentrale Entscheidungsprozesse gebremst würden, so liefe das der Idee eines innovativen Bildungssystems strikt entgegen.

Die zu avisierende Bildungscloud muss daher nicht nur ihren Nutzern, sondern auch den Bildungsanbietern und Partnern eine möglichst niedrigschwellige Teilhabe und Mitwirkung – unter Wahrung ihrer geschäftlichen und technologischen – Autonomie ermöglichen. Es gilt also unbedingt zu verhindern, dass ein Plattform-Monster geschaffen wird, das den Spielraum der diversen Bildungs-Anbieter unnötig einengt. Stattdessen brauchen wir eine Service-Infrastruktur, die es allen Anbietern ermöglicht, von den Vorteilen einer modernen und reichweitenstarken Plattform zu profitieren.

Von: Dr. Ulrich Schmid (in Zusammenarbeit mit Dr. Volker Zimmermann)