Für den mmb-Branchenmonitor „E-Learning-Wirtschaft“ haben wir die deutschen E-Learning-Anbieter auch nach dem Einsatz von KI-Anwendungen gefragt: Welche KI-Elemente kommen im Zusammenhang mit E-Learning-Dienstleistungen und -Tools heute bereits zum Einsatz – und welche sind für die Zukunft geplant?

Die Antworten lassen auf einen überraschend großen Stellenwert der Künstlichen Intelligenz für das digitale Lernen in Deutschland schließen: Mehr als ein Viertel (28%) der 36 antwortenden Anbieter, darunter mehrere große Firmen mit einem jährlichen E-Learning-Umsatz von über 10 Mio. Euro, setzt nach eigenen Angaben bereits KI-Elemente ein. Kurzfristig geplant („ab jetzt“ bzw. „in naher Zukunft“) ist dies von weiteren 45 Prozent. Lediglich 6 Prozent der Anbieter geben an, KI-Anwendungen auch künftig weder einzusetzen noch zu planen. KI-Methoden sind also in naher Zukunft aus keinem E-Learning-Portfolio mehr wegzudenken, wenn man den Angaben der befragten Dienstleister Glauben schenkt.

Wir wollten es genauer wissen und haben gefragt, welche Funktionalitäten durch KI-Elemente unterstützt werden. Nach Angaben der teilnehmenden Firmen ist das Spektrum der eingesetzten oder konkret geplante KI-Anwendungen recht breit. Am häufigsten genannt werden KI-Methoden für das adaptive Lernen bzw. zur Bereitstellung personalisierter Lernangebote. 23 der 36 Anbieter, die diese Frage beantwortet haben, geben an, diese Anwendung bereits anzubieten (33%) bzw. konkret zu planen (31%).

Auf Platz 2 der KI-Methoden rangieren Learning Analytics bzw. Big Data-Anwendungen, die bei 17 Prozent der Firmen bereits im Angebot sind, bei weiteren 33 Prozent konkret geplant. Fast identisch sind die Angaben für die drittplatzierte KI-Anwendung: Lern-Assistenten bzw. Chat-Bots werden von 17 Prozent der E-Learning-Dienstleister bereits angeboten, weitere 26 Prozent planen sie konkret.

Ebenfalls stark vertreten sind KI-Methoden zur Auswertung von Tests und Prüfungen. Nach Angaben der Befragten befinden sie sich in 14 Prozent der Unternehmen bereits im Einsatz, weitere 39 Prozent der E-Learning-Anbieter (Höchstwert) geben an, dies konkret zu planen.

Weniger häufig eingesetzt oder geplant werden sprachbasierte Eingabesysteme, KI-basierte Übersetzungen und „Kompetenzbasierte Team-Zusammenstellung („Match-Maker“). Angesichts des derzeit durchschlagenden Erfolgs von ChatGPT könnten sich die Perspektiven für sprach- und insbesondere textbasierte KI-Systeme allerdings vielleicht viel schneller ändern als noch vor kurzem angenommen. Manchmal braucht es ja einen öffentlichkeitswirksamen Trigger, damit der Weg für „radikalere“ Innovationen frei wird.

Von: Dr. Lutz P. Michel