Mit digitalen Berichtsheften, aber auch mit neuen didaktischen Konzepten und digitalen Lernformen hält die Digitalisierung Einzug in die duale Berufsausbildung. Welche Rolle spielen hierbei Industrie- und Handelskammern sowie Handwerkskammern? Sind sie Treiber? Wie reagieren sie auf Bedarfe der Unternehmen? Unter dem Titel „Digitalisierung in der betrieblichen dualen Berufsausbildung – die Rolle der Kammern“ haben das Institut Arbeit und Qualifikation (IAQ) der Universität Duisburg-Essen und das mmb Institut hierzu eine Studie veröffentlicht, für die sie mit 40 Vertreterinnen und Vertretern von Kammern Leitfadeninterviews durchgeführt haben.
Zentrale Erkenntnisse der Studie:
- Das digitale Berichtsheft spielt im Digitalisierungsprozess der Ausbildung als administratives Tool die Rolle eines „Türöffners“. Viele Unternehmen haben es eingeführt, viele Kammern haben diesen Prozess unterstützt.
- In den IHKs ist die Beschäftigung mit dem Thema Digitalisierung bereits mehr in der Fläche angekommen, während die Handwerkskammern hier noch eher punktuell vorgehen.
- Kammern in industriellen Ballungsräumen beschäftigen sich stärker mit Digitalisierung als Kammern in großen, eher strukturschwachen Kammerbezirken, weil sie durch ihre Mitgliedsunternehmen mehr dazu getrieben werden.
- Oft führen digitale Lernangebote ein „Leuchtturmdasein“. Verbreitet sind Blended Learning und Interactive Whiteboards als Tool in den Unterrichtsräumen. Das Potenzial anderer Lernformen wird praktisch nicht genutzt.
- Die Akzeptanz der digitalen Bildungsangebote differiert regional, ist abhängig von der Branche, vom Alter der Teilnehmer*innen und deren Lernsozialisation, aber auch von der „Kammeraffinität“ der einzelnen Unternehmen.
Alle Unternehmen, vor allem die KMU, haben einen großen Informations(nachhol)bedarf. Dabei dominieren Automatisierung, Industrie 4.0, E-Commerce und Digitales Marketing. Digitale Medien in und für die Ausbildung fristen in den Unternehmen hingegen ein Schattendasein und werden als „noch ausbaufähig“ bezeichnet. „Grundsätzlich sollte sich die Unterstützung von Unternehmen beim Ausbau der Digitalisierung – auch in der Ausbildung – unmittelbar am Bedarf orientieren und nicht Industrie 4.0 als Zeitgeist-Thema in den Vordergrund stellen“, rät die IAQ-Forscherin Dr. Sirikit Krone. Sinnvoll seien etwa Maßnahmen, die helfen, eine gute Auftragslage zu bewältigen oder das Unternehmen in puncto Datensicherheit fit zu machen.