Das Thema „DigitalPakt Bildung“ und entsprechende Vorschläge zur Verteilung der Mittel wurden am 24. Mai 2019 im Kultusausschuss des Niedersächsischen Landtags im Rahmen einer Anhörung behandelt. Hier finden Sie die Stellungnahme, die das mmb Institut auf Aufforderung des Kultusausschusses zu den folgenden drei Anträgen im Vorfeld der Anhörung verfasst hat:

In den letzten drei Jahren hat das mmb Institut im Auftrag von verschiedenen Institutionen drei umfangreiche Studien zu den Themen „Lernen mit digitalen Medien in der Schule“ und „Medienbildung“ durchgeführt. Die Berichte zu folgenden Projekten enthalten wissenschaftlich untermauerte Empfehlungen, die das mmb-Team mit den drei o.g. Anträgen verglichen hat:

mmb hat eine Synopse der drei Anträge gemäß den Beurteilungskriterien der Studien erstellt. Die Pluszeichen zeigen, wie hoch jeweils der Stellenwert dieses Themas im Antrag ist. Sie drücken noch keine Bewertung aus. Anschließend wurde in einem Resümee eine Bewertung der Anträge vorgenommen.

Resümee zum Vergleich der drei Anträge

Die Empfehlungen in den oben genannten mmb-Studien basieren auf den Handlungsbedarfen von Schulleitungen und Schulträgern, die in vielen persönlichen Interviews ermittelt wurden. Abgeglichen wurden diese Bedarfe mit den Zielen der KMK-Strategie „Bildung in der digitalen Welt“ von 2016.

Vergleicht man diesen Empfehlungskatalog mit den drei Anträgen, so ergibt sich hieraus keine grundsätzliche Präferenz für bzw. gegen einen der Anträge. Alle Anträge stellen jeweils unterschiedliche Aspekte der Empfehlungen in den Vordergrund.

Finanzmittel für IT-Ausstattung, Wartung und Support

Eine entscheidende Grundvoraussetzung für die Einführung digitaler Lernmedien wird im Antrag der SPD- und CDU-Fraktion besonders herausgestellt: Die Versorgung der Schulen mit schnellen Internet-Breitband-Anschlüssen sowie flächendeckendem WLAN. Ohne diese Ausstattung sind alle anderen Pläne nach unserer Einschätzung nicht realisierbar. Hinzu sollten unbedingt entsprechende Mittel für Wartung und Support bereitgestellt werden, wie es die Fraktionen von Bündnis90/Die Grünen und FDP fordern. Der Antrag von SPD und CDU beschränkt sich hier lediglich auf die Beratungsleistung und die Verbesserung der Berufsausbildung von Systemadministratoren.

Als sehr sinnvoll erachten wir die Erstellung einer Förderrichtlinie zur Verteilung der Digitalpakt-Mittel (Anträge von SPD/CDU und Bündnis90/die Grünen). Hier sollten nach unserer Einschätzung schuleigene Konzepte den Ausschlag zur Finanzierung der Maßnahmen geben.

Ein Aspekt kommt bei den Anträgen und SPD/CDU und Bündnis90/Grüne zu kurz: Die Nachhaltigkeit der Finanzierung wird nur im Antrag der FDP betont. Diese muss nach unserer Einschätzung von vornherein gewährleistet sein, um Maßnahmen aus dem Digitalpakt zu verstetigen.

Lehrer/innenbildung, Didaktik und Lerninhalte

Alle Anträge betonen mehr oder weniger stark die Förderung von Lehrer/innenbildung und didaktischen Konzepten zum Einsatz digitaler Lernmedien. Hier sind alle Vorschläge begrüßenswert.

Im Falle der Lerninhalte erwähnt nur der Antrag von SPD und CDU den Einbezug von Open Educational Ressources (OER). OER stellen nach unserer Auffassung eine wichtige – aber noch keine ausreichende Grundlage für Lernangebote an Schulen dar. Der FDP-Antrag betont hingegen im Zusammenhang mit der Schulcloud unseres Erachtens zurecht auch die Relevanz von Lizenzmodellen.

Wir befürworten beim Aspekt Medienbildung in unseren Empfehlungen einen fächerübergreifenden Ansatz, wie er von SPD und CDU betont wird. Von dem von der FDP vorgeschlagenen alleinigen Fokus auf das Fach Informatik raten wir – bei aller Bedeutung dieses Fachs – eher ab.

Desiderate: Maßnahmen zur Schulverwaltung und zur phasenübergreifenden Lehrer/innenbildung

Es gibt einige Aspekte, die unserer Meinung nach in allen Anträgen nicht ausreichend gewürdigt werden: In unseren Studien empfehlen wir eine stärkere Verknüpfung zwischen Lehramtsstudium, Referendariat und Lehrerfortbildung. Dies wird nur kurz im Antrag von SPD und CDU im Zusammenhang mit dem Lehramtsstudium genannt.

Gar nicht erwähnt wird eine Verbesserung administrativer Werkzeuge zur Schulverwaltung, die Lehrerinnen und Lehrern sowie der Schulleitung die Arbeit erleichtern. Hier sollte zumindest der Bedarf geprüft werden. Eine in diesem Zusammenhang vergleichsweise kleine, aber für den Schulalltag sehr wichtige Maßnahme ist die Einrichtung von (einheitlichen) Mailadressen für Lehrerinnen und Lehrer. Vielfach erledigen sie ihren Mail-Verkehr über private Adressen von gmx oder gmail. Dieses Thema sollte in eine endgültige Fassung der Anträge aufgenommen werden.

Weiterhin empfehlen wir eine stärkere Institutionalisierung von Unterstützungsmaßnahmen, z.B. in Form von Support-Büros, die sich um die Unterstützung bei Schulstrategien und Lehrerfortbildung zum Thema Digitalisierung und Didaktik sowie um die Schulcloud kümmern. Dies würden wir auch als Lösung für das Land Niedersachsen empfehlen. Die Idee wird lediglich im Antrag von Bündnis90/Die Grünen geäußert.

Wir schlagen vor, die bestehenden Anträge auf die oben genannten Aspekte hin kritisch zu prüfen.

Von: Dr. Lutz Goertz (unter Mitarbeit von Yannick Schenker)